Adelbert Von Chamisso - Das Schloß Boncourt

Adelbert Von Chamisso - Das Schloß Boncourt

Ich träum' als Kind mich zurücke br Und schüttle mein greises Haupt; br Wie sucht ihr mich heim, ihr Bilder, br Die lang' ich vergessen geglaubt? br br br Hoch ragt aus schatt'gen Gehegen br Ein schimmerndes Schloß hervor, br Ich kenne die Türme, die Zinnen, br Die steinerne Brücke, das Thor. br br br Es schauen vom Wappenschilde br Die Löwen so traulich mich an, br Ich grüße die alten Bekannten br Und eile den Burghof hinan. br br br Dort liegt die Sphinx am Brunnen br Dort grünt der Feigenbaum, br Dort, hinter diesen Fenstern, br Verträumt' ich den ersten Traum. br br br Ich tret' in die Burgkapelle br Und suche des Ahnherrn Grab br Dort ist's, dort hängt vom Pfeiler br Das alte Gewaffen herab. br br br Noch lesen umflort die Augen br Die Züge der Inschrift nicht, br Wie hell durch die bunten Scheiben br Das Licht darüber auch bricht. br br br So stehst du, o Schloß meiner Väter, br Mir treu und fest in dem Sinn br Und bist von der Erde verschwunden, br Der Pflug geht über dich hin. br br br Sei fruchtbar, o teurer Boden, br Ich segne dich mild und gerührt br Und segn' ihn zwiefach, wer immer br Den Pflug nun über dich führt. br br br Ich aber will auf mich raffen, br Mein Saitenspiel in der Hand, br Die Weiten der Erde durchschweifen br Und singen von Land zu Land.


User: PoemHunter.com

Views: 25

Uploaded: 2014-11-10

Duration: 01:57

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